Dr. Kaesler im DLG Talk

Abwandern oder Abwarten – verabschiedet sich die Tierhaltung aus Europa? Unter diesem Motto diskutierte Dr. Bruno Kaesler mit weiteren internationalen Referenten auf dem DLG Talk „Tier“ während der Eurotier 2016.

Die verschiedenen Sichtweisen zu diesem streitbaren Thema brachten Dr. Jürgen Struck als Korrespondent der agrarzeitung aus dem politischen Berlin, Stefan Dürr, Geschäftsführer von Russlands größtem Milchviehbetrieb, Dr. Uwe Terkhorn von der Vion Zucht- und Nutzvieh GmbH aus Sicht des Verarbeitungssektors sowie Dr. Bruno Kaesler zusammen. Schnell war man sich darüber einig, dass die europäische Landwirtschaft insgesamt auf einem sehr effizienten Niveau im Vergleich zum Rest der Welt produziert. Die Verlagerung der Produktion in Regionen mit geringerer Effizienz würde mehr Rohstoffe verbrauchen und mehr Emissionen erzeugen. Dr. Kaesler führte aus, dass auch zukünftig weitere Steigerungen der Effizienz möglich sind und dass Futterzusatzstoffe schon heute einen wesentlichen Beitrag leisten, die strenger werdenden Auflagen, wie z.B. die Emissionsreduktion, erreichbar zu machen, z.B. durch die Supplementierung von Aminosäuren. Aber auch die gesetzlichen und gesellschaftlichen Forderungen zum Tierwohl spielen für die Zukunft der praktischen Tierhaltung besonders in Deutschland eine Rolle. Weltweit gewinnt die Tiergesundheit an Bedeutung, auch wenn es in Russland kein Wort für den Begriff „Tierwohl“ gibt, wie Stephan Dürr bestätigte. Vertikale Integrationen werden auf lange Sicht an Einfluss zunehmen, um wirksame Konzepte umzusetzen, war sich Dr. Terkhorn von Vion sicher, aber die Entscheidung dazu läge bei den Landwirten. Als Beispiel für ein erfolgreiches Projekt dieser Art nannte er das „better leven“ Konzept vom niederländischen Unternehmen Albert Heijn. Alle Beteiligten waren sich einig, dass Deutschland und Europa einen hohen Selbstversorgungsgrad behalten werden, was durch den Trend zu regionalen Produkten stabilisiert wird. Somit geht der Trend eher in Richtung Abwarten.