Rind
Die Milchleistung der Kühe wurde während der vergangenen 30 Jahre züchterisch nahezu verdoppelt. Die Konsequenz ist eine enorme physiologische Belastung der Tiere. Insbesondere in der Transitphase, dem Übergang von später Trächtigkeit zu früher Laktation, unterliegt der Stoffwechsel der Kühe enormen Anpassungsvorgängen und Veränderungen.
Transitphase
Die Transitphase umfasst den Zeitraum 3 Wochen vor bis 3 Wochen nach dem Abkalben. Die Bedeutung dieser Periode für Gesundheit, Produktivität und Profitabilität wurde und wird in zunehmendem Maße in der Literatur umfassend diskutiert.
Eine Fülle von metabolischen und mikrobiellen Imbalancen werden genannt: Gebärparese, Metritis, Laminitis, Azidose usw. Darüber hinaus erhöht eine reduzierte Immunkompetenz die Anfälligkeit für Mastitis und andere Infektionen.
Die Folge ist, dass viele Kühe den Bestand frühzeitig verlassen müssen. Wissenschaftler mutmaßen, dass die negative genetische Beziehung zwischen Milchleistung und Gesundheit einer der Gründe für die hohe Inzidenz gesundheitlicher Probleme in der Transitphase sein könnte. Andererseits ist aber auch der metabolische Stress in die Betrachtung einzubeziehen, der aus der hohen Milchleistung resultiert, gekoppelt an eine reduzierte Futteraufnahme zum Laktationsstart. Letztlich sind die Kühe dann nicht in der Lage, die für die Milchleistung benötigte Energie aufzunehmen, Konsequenz ist eine negative Energiebilanz.
Negative Energiebilanz
Um das Energiedefizit in der negativen Energiebilanz auszugleichen, mobilisieren die Kühe Körpermasse, zunächst vornehmlich Fett. Dadurch kommt es häufig zu einer Überschwemmung der Leber mit nicht veresterten Fettsäuren (NEFA).
Häufig übersteigen die Mengen der NEFA die Kapazität der Beta Oxidation in den Mitochondrien, diese zu spalten und dem Zitratzyklus als Substrat zuzuführen. Erschwerend mit verursacht wird diese Situation durch den hohen Glukosebedarf der Milchkuh. Für eine Milchleistung von 40 – 50 kg pro Tag werden 3,5 bis 4 kg Glukose benötigt, um Laktose für die Milchbildung zu synthetisieren.
Die Zucht auf hohe Milchleistung hat daher dazu geführt, dass die Glukose nahezu ausschließlich für die Milchbildung (Laktose) verwendet wird, während die sonstige Glukose-Regulation und -versorgung im Organismus abgekoppelt wird (Entkoppelung der somatotropen Achse). Diese Stoffwechselschieflage hat zur Konsequenz, dass aus den nicht ordnungsgemäß verwertbaren Fettsäuren Ketonkörper gebildet werden und die Kühe immer häufiger an einer Ketose erkranken.
Entlastung schafft hier Carnitin. Carnitin ist in der Lage, die Vorstufe der Ketonkörper wieder für den Energiestoffwechsel verfügbar zu machen und damit eine ketotische Stoffwechsellage deutlich zu reduzieren. Ferner besteht inzwischen kein Zweifel, dass es in der Transitphase zu Immun- und Entzündungsreaktionen kommt. Der Einsatz von z.B. Polyphenolen über die Fütterung bietet eine vielversprechende Möglichkeit, hier entsprechend entgegen zu wirken. Die unmittelbare Verbindung zwischen Energie-Stoffwechsel und Entzündungsmediatoren lässt zudem erwarten, dass eine Kombination beider Strategien synergistische Wirkungen entfaltet.